seit 1981
since 1981

R100RT
1995

BK350
2002

CJ750
2003

R25/3
2004

A580
2005

KI120
2005

R51/3
2006



Der Gedanke einen Oldtimer zu restaurieren spukte schon seit geraumer Zeit in meinem Kopf herum. Allerdings waren die Nachkriegs-Einzylinder von BMW das Ziel meiner Begierde. Da aber selbst für einen Haufen Schrott noch horrende Preise gefordert wurden, blieb es bei der Idee.

Als ich die BMW im April 2002 zum TÜV brachte, fiel mir ein 'Krad-Blatt' in die Finger. Beim Durchstöbern desselben blieb mein Blick auf der folgenden Kleinanzeige kleben:

IFA BK 350, BJ 1955, Motor u. Getriebe überholt
und neu gelagert,einbaufertig,Rahmen Blechteile
gute Substanz, Achsantrieb OK, 1100 Euro



Der Reiz der Anzeige lag klar in der Kombination von Baujahr und Preis.

Aber was zum Kuckuck war eine IFA BK 350 ????
Davon hatte ich als gebürtiger Hamburger noch nie etwas gehört! Also stiefelte ich zum Bücherregal, schnappte mir die 'Enzyklopädie des Motorrades', begann mit der Suche und wurde fündig: Da war doch (fast) das gleiche auf dem Foto zu sehen, wie das, was bei mir in der Garage stand: Zweizylinder Boxer mit Kardan - toll - Begeisterung machte sich breit - noch mit Schwingsätteln - auch das ließ mein Herz höher schlagen - Zweitakter - Ungläubigkeit - Zweitakter - na ja, warum eigentlich nicht?!

Ob es für eine BK wohl noch Teile gibt? Man kann ja 'mal im Internet nachschauen. Gesagt - getan! Her mit der Suchmaschine und 'BK350' eingegeben.... und sehr zu meiner Überraschung erstaunlich viele Treffer von Seiten, die sich tatsächlich mit dieser Maschine beschäftigten. So kam es, daß ich die Bedienungsanleitung und Ersatzteilliste eines Motorrades ausdruckte, lange bevor ich es überhaupt gekauft hatte. Nach zwei Tagen Recherche stand mein Entschluss fest: da rufe ich jetzt mal an; vor allen Dingen, weil der Verkäufer auch eine Hamburger Telefonnummer hatte. Am 26.04.2002 sah ich 'meine' BK dann zum ersten Mal.



Nach kurzem hin und her waren der Verkäufer und ich uns einig. Die Frage meiner Frau: "Und Du bist dir wirklich sicher, daß dieser Haufen Blech mit Motor, das ist was Du willst ?" Habe ich 'mal als Zustimmung ihrerseits` gewertet und in den Kauf eingewilligt.

Bis zum Tag der Abholung hatte ich Dank des BK-Forums und anderen Seiten im web schon die Adressen von mehreren Ersatzteil-Shops gefunden. Auch einige meiner Bildungslücken im Bereich des Fahrzeugbaus in der DDR Nachkriegszeit konnte ich mit Hilfe des Internets und des Forums füllen.

Am 12.05.2002 habe ich dann die Teile abgeholt. Einen Tag später gingen schon die ersten Anfragen für Teile 'raus... als die ersten Teile so Stück für Stück eintrudelten, war irgendwie jeden Tag Weihnachten..

Die ersten Bekanntschaften wurden geschlossen (die meisten durch das 'BK Forum'). So lernte ich Matthias kennen, der noch einen Satz Lenkerhalter für mich hatte.
Oder Ingolf (aus Leipzig), der mir mit seinen Erfahrungen und ausführlichen Mails einen guten Einblick in die Technik vermittelte, die sich da jetzt bei mir im Keller stapelte. Von den lustigen Anekdoten mal ganz zu schweigen. Ich hatte in dieser Hinsicht ja ein ziemliches Defizit, da ich diese Maschine bis dato noch nie gesehen hatte.

Dann waren die Teile soweit gesichtet, daß ich die Blechteile zum Lackierer bringen konnte. Meine ersten Gehversuche in Sachen Restauration waren die neuen Satteldecken, die ich gekauft hatte. Ich kann nur jedem empfehlen gut zu frühstücken, wenn er welche aufziehen will... Ich hatte regelrecht einen Muskelkater am nächsten Tag.
Ich lernte einen weiteren Ingolf kennen. Sehr zu meiner Freude, wohnte auch er in Hamburg und fuhr mit einem BK-Gespann (damals Stoye II, jetzt mit einem Wünsche Seitenwagen) durch die Gegend. Bei ihm konnte ich dann zum ersten Mal eine BK 'live' sehen und hören. Er gab mir auch den Tipp, wo ein guter Verchromer hier in Hamburg sitzt.

Über Ebay deckte ich mich dann erst 'mal mit einschlägiger Literatur:

'Kraftfahrzeug Technik' Ein Lehrbuch für die Motorsportler der GST, 1954
'Handbuch für den Motorradsportler' von Obering. S. Rauch, 1954
'Fachkunde Kraftfahrzeugschlosser' von 1958
'DDR - Motorräder' von Schrader Motor Chronik

Aus diesen Büchern konnte ich einiges über die Geschichte, die Maschinen und die Kraftfahrzeugtechnik lernen, von der man hier im Westen so gar nichts mitgekriegt hatte.
Endlich waren meine Teile vom Lackierer wieder da. Jetzt konnte ich mit dem Zusammenbau beginnen. Es war mittlerweile Mitte Juli, als ich vier große Haken mit Schwerlastdübeln in meine Kellerdecke drehte, um mit Hilfe von Ketten, den damals noch ziemlich traurig aussehenden Rahmen der BK aufzuhängen. Ingolf (I. aus L.) meinte dazu nur: 'Das sieht aus wie BK am Spieß!'

Nun war der Antrieb 'dran:



Um die alten Lackreste 'runter zu kriegen, wollte ich ihn einfach noch mal sandstrahlen.` Also alle Öffnungen des Antriebs mit Korken, Lappen etc. dichtgemacht und los ging's. Der Lack ging auch wunderbar ab, allerdings waren meine 'Verstopfungen' nicht 'ganz dicht'. Das Tellerrad sah hinterher aus wie die Wüste Gobi...also doch alles auseinander gepflückt und bei der Gelegenheit auch gleich neue Lager eingebaut. (Ich hasse Rollenlager-Puzzle!)

Ein Blick auf den frisch lackierten Tank entschädigte mich aber dann für die 'Fummelei'! Am 13.08.2002 ersteigerte ich einen Seitenwagen. Ganz stilecht ist der DUNA zwar nicht, aber die 'Düsenform' hat mich einfach fasziniert. Bis der fertig ist, wird es aber noch eine gaaaanze Weile dauern! Erst einmal sollte die BK fertig gestellt und durch den Baurat gebracht werden.

Am 14.08 kamen die Teile vom Verchromen zurück, und ich konnte meinen heißgeliebten Antrieb einbauen. Endlich sah man mal was ... die ersten Erfolgserlebnisse in Form von sichtbaren Ergebnissen stellten sich ein. Am 13.10.2002 trat ich in die IG-BK ein, auf diesem Wege konnte ich noch viele Tipps und Teile ergattern.
Die BK nahm langsam Form an. Wer die Faltenbälge an der Telegabel noch vor sich hat, der Trick mit der Folie hat wirklich sehr gut funktioniert! Dafür war das Einschleifen der neuen Pertinaxhülsen weniger amüsant. Ich hatte nämlich vergessen diese auf Maß herunter zu drehen, bevor ich die Dämpfer zusammenbaute...

Jetzt kam der große Augenblick, wo ich den Motor zum ersten Mal laufen lassen wollte. Der neue Kabelbaum war zwar gut, aber wenn man ihn nicht richtig am Zündschloss auflegt, hat man ein Problem.. Irgendwann war dann ein Zündfunken da und mit einer Kleintiertränke als Tank (Tipp von Ingolf aus Leipzig) wurden die Vergaser geflutet. Dann zweimal vorgetreten, Zündung ein und ... ich konnte es kaum glauben...beim ersten Tritt sprang sie an!

Das rechte Bild zeigt eine gute Methode die Gaszüge zu synchronisieren. Man nehme einen kleinen Spiegel, um beide Schieber gleichzeitig sehen zu können.
Die Geräuschkulisse war allerdings noch nicht wirklich Musik in meinen Ohren. Da waren noch zu viele Geräusche, die dort meiner Meinung nach, nicht hingehörten.... trotz allem haben wir die Maschine aus dem Keller gewuchtet und in der Garage komplettiert. Die erste Probefahrt war dann auch recht befriedigend. Da ich ohne Zulassung keine ausgedehnten Probefahrten machen wollte, ließ ich es bei dieser einen Fahrt bewenden.

Der Tag kam, an dem es zum TÜV/Baurat gehen sollte. Wir schnallten die Maschine schon am Abend vorher auf den Anhänger, und am nächsten Morgen ging es früh um 6:30Uhr auf zur Technischen Prüfstelle. Maschine 'runter vom Anhänger, vorsichtshalber 'mal zum Test den Motor laufen lassen....tja, da hatte ich die Rechung ohne die BK gemacht: Zum Ersten sprang sie nicht an, dann liefen die Vergaser immer noch über, obwohl ich den Tupfer schon lange nicht mehr gedrückt hatte, und als sie dann doch endlich ansprang, ging sie sogleich wieder aus.
Zum Glück hatte der Prüfer wohl ein wenig Mitleid mit mir. Obwohl er bei der Testfahrt mit max. einem Zylinder die Maschine mehr schob als fuhr, gab er mir mit den Worten ' Wenn Sie da jetzt noch einen Zweizylinder draus machen, ist das ein richtiges Schätzchen' die ersehnte Plakette.
Mir fiel ein Stein vom Herzen, schnell die Maschine wieder auf den Anhänger und ab nach Hause, runter vom Anhänger und.. ein Tritt, sie lief...,kleine Runde um den Block...,der Motor ging wieder aus und machte noch komischere Geräusche als vorher. Ich hatte bis zu diesem Zeitpunkt den Motor nicht aufgemacht. Er sollte angeblich generalüberholt gewesen sein. Am nächsten Tag nahm ich dann aber doch die Zylinderköpfe und dann die Zylinder runter. Reichlich Riefen im Kolben und ziemlich fertige Pleuellager waren das Ergebnis. Also Motor wieder raus, Zylinder schleifen lassen und neue Kolben kaufen. Das Warten auf die Teile war grausam.
Als endlich alles wieder zusammengebaut war, hatte ich immer noch dieses harte metallische Klacken im Leerlauf, sonst aber lief sie recht gut. Die ersten 100 Kilometer bin ich schön gemütlich alleine durch das nahegelegene Obstanbaugebiet (Altes Land) gefahren. Den zweiten Ausflug unternahm ich zusammen mit meiner Frau als Sozia.140 Kilometer Fahrspaß pur, ich war begeistert. Aber dann; der Motor starb fast bei jedem Halt ab und ließ sich nur durch sehr ausgiebiges Kicken wieder zum Leben erwecken. Dann waren da auch noch ein paar Kolbenklemmer und das ca. 30 Kilometer von zu Hause entfernt. Wir sind dann in drei Etappen mit jeweils einer Motor-Abkühl-Zwangspause wieder nach Hause gefahren. Dort angekommen, nahm ich gleich die Zylinder runter und 'Oh Graus' der linke Zylinder und sein Kolben sahen aus wie der Grand Canyon. Der Rechte hatte wie durch ein Wunder nichts abbekommen.



Da der Zylinder nicht ganz so schlimm aussah, bestellte ich erst 'mal nur einen neuen Kolben. Nach einigem hin und her Überlegen entschied ich mich, den alten Kolben so gut es ging zu glätten und mit ihm weiter zu fahren, um die Ursache des Problems zu finden. Diese Suche zog sich über fast vier Monate hin. Während dieser Zeit bewies Dieter Heyne wirklich eine Engelsgeduld mit mir, denn auch mit seinen frisch überholten Vergasern wollte mein BK nicht ordentlich laufen. Auf diesem Wege nochmals vielen Dank !
Ursachen für die Probleme fanden sich noch so einige, z.B. unterschiedliche 'Innenleben' der Auspufftüten (Fehler wandert beim Tauschen der Tüten mit), verstopfte/abgeknickte Benzinschläuche, falscher Motordeckel (17 PS Variante anstatt der 15 PS, und damit zu wenig Luft bei hohen Drehzahlen), viel zu hart eingestellte Federn des Fliehkraftreglers (das metallische Klack-Geräusch im Standgas und unruhiges Standgas), ein völlig maroder Regler und desolate Zündspulen, um nur einige zu nennen.

Am 14.09.2003 haben wir uns mit drei weiteren BKs beim Dino Park nahe dem Steinhuder Meer getroffen. Insgesamt 330 Kilometer Fahrstrecke hat die BK ohne Probleme und mit Sozia zurückgelegt. Ich hatte es geschafft!

Im Moment springt sie zwar gut an, geht aber immer gleich wieder aus... Aber wer will denn schon bei minus eines Grads Celsius mit seinem schönen Oldtimer durch die Gegend fahren?

Bei einem Besuch des Oldtimertreffens auf der Augustusburg (nahe Chemnitz) im Januar 2005, erstand ich eine neue Auspuffanlage für die BK. Zwar immer noch eine günstige Version, aber immerhin schon dreiteilig. Da aber der Klang und auch die Fahrleistungen der Maschine noch nicht so waren wie ich sie gerne gehabt hätte, besorgte ich mir Anfang 2006 m die Pläne eines Originalauspuffes (vielen Dank nochmals an Gerald Riechers von der IG-BK) und das Innenleben der Tüten, so umgebaut wie es im Original zu finden ist. Der Aufwand (siehe Bilder unter den BK Details) hat sich gelohnt. Sie klingt und fährt doch deutlich besser als vorher.